»Wie man mit Coaching von Führungskräften dem Mitarbeitermangel in den Spa-Hotels entgegenwirken kann und muss.«
Wilfried Dreckmann ist Gründer der international agierenden Unternehmensberatung spa project und Trainer wie Coach für Führungskräfte mit seiner Firma Mensch-hoch-3.
Vom Sozialarbeiter im Arbeitslosenmilieu wurde er zum Kosmetiker. Aus Versehen geriet er in die Position des Spa-Managers und wurde vom Virus der Hotellerie infiziert. Auf der ITB 2019 in Berlin führte er durch das „Wellness Experten Forum“ und überzeugte als Speaker, der kritische Fragen aufwirft und konsequent verfolgt.
Die europäische Hotellerie hat ein Problem: Mitarbeiter zu finden und zu binden.
In einer selbst initiierten Umfrage zum Thema Personalengpass in der Hotellerie stieß Wilfried Dreckmann auf eine verblüffend bekannte Antwort: „Wir können nichts tun!“ war die einhellige Meinung. Grund dafür sehen die europäischen Personalmanager beim demografischen, strukturellen wie dem Image-Problem, das der Hotellerie und Gastronomie heute mehr denn je schadet.
Schlimmer noch sieht es in den Spa-Bereichen aus.
Aufgrund des 1-zu-1 Arbeitsverhältnisses – ein Mitarbeiter wird für das Umsorgen eines einzelnen Gastes benötigt. Er kann nicht mehreren Gästen zeitgleich dienen, – ist der Wegfall der Kosmetikerin oder des Masseurs dramatisch für die Spa-Hotellerie.
Die vielleicht liebevoll gemeinte Bezeichnung der „Beauty-Mäuse“, wie die Wellness-Mitarbeiter oft genannt werden, trägt nicht zu einem geschätzen, guten Image des Berufes bei.
„Der überdeutliche Mitarbeitermangel in der Spa-Hotellerie bringt manchen Betrieb kurz vor den Bankrott.“
Kosmetiker oder Masseur zu sein ist ein kräftezehrender Beruf.
Niemand versteht, was für eine Anstrengung es kostet, kosmetische Behandlungen oder Massagen einen ganzen Tag lang durchzuführen. Das ermüdet enorm.
Es fehlt massiv an Wertschätzung diesem Berufszweig gegenüber und es kommt durchaus vor, dass die „Beauty-Mäuse“ in der Ansprache vom Chef schlicht vergessen werden. Ihre Arbeit wird nicht ernstgenommen. Dies sind keine guten Voraussetzungen, um neues Personal zu finden. Es fehlt enorm an Wertschätzung.
Mit der Generation Y und Z ist nicht mehr zu rechnen.
In der Hotellerie munkelt man, dass die junge Generation nicht mehr dienstleistungsorientiert sei. Sie habe keine Lust am Wohl des Gastes mitzuwirken.
Wilfried Dreckmann sieht das anders. Wenn man den jungen Menschen einen Sinn gibt, weshalb sie im Dienstleistungssektor arbeiten sollen und wie sie darin ihre Passion finden, legen sie sich sehr wohl ins Zeug für die Hotel- wie Spa-Arbeit.
Vielmehr sind es die alten, verkrusteten Führungsweisen, die die Generation Y wie Z zurückschrecken lässt. Keiner möchte mehr rund um die Uhr schuften, „damit ein anderer da oben alleine reich wird“.
„Das zweifelhafte Image, dass die Hoteliers alle reich werden, weil die anderen so schwer schuften, hält sich hartnäckig.“
Wie zieht man junge Mitarbeiter an?
Über 60% der Generation Y wünschen sich einen Chef, der ihr als Coach und Mentor zur Seite steht. Der ihr mit ihren Lebens- und Alltagsaufgaben hilft. Auch über ihre Arbeit im Hotel- und Spa-Wesen hinaus.
Daraus folgt, dass wir Führungskräften beibringen müssen, wie man als Mentor und Coach agiert. Leitende Angestellte müssen lernen, nicht nur Arbeitsanweisung zu geben und zu kontrollieren. Sie müssen befähigt werden, das Engagement ihres Teams zu wecken und dabei viel auf der zwischenmenschlichen und kommunikativen Ebene zu arbeiten. Das ist nicht jedermanns Sache.
Der jungen Generation muss beigebracht werden, dass sie nicht so gut ist, aber sein könnte.
Wir müssen es schaffen, insbesondere mit den jungen Mitarbeitern so umzugehen, dass sie akzeptieren, dass sie etwas nicht so gut können. Auch wenn sie es nicht gewohnt sind. Und dann, dass sie verstehen, was sie tun müssen, damit es ihnen fortan gelingt. Das ist klassisches Coaching, das den Führungskräften an Handwerkszeug mitgegeben werden muss.
„Die Generation Y hat gelernt, dass sie ganz, ganz toll ist. Doch das sieht nicht jeder so.“
Dienstleistung am Gast kann sehr glücklich machen.
Dass einen der Hotel-Spa-Beruf voll erfüllen kann, hat der Geschäftsführer von Mensch-hoch-3 und spa projects selbst erfahren, als er als einer der ersten, männlichen Kosmetiker auf eine Schönheitsfarm nach Griechenland auswanderte.
Spätestens hier wurde er vom Hotelvirus befallen, bevor er aus der Not heraus zum Spa-Manager ernannt wurde. Seine zusätzlichen Kenntnisse in Excel hätten ihm damals wohl dazu verholfen, fügt er schmunzelnd an.
Mitarbeiterführung will gelernt sein.
Genauso wenig wie die heutigen Spa-Manager, die oft unvorbereitet diese Position besetzen sollen, sah sich Wilfried Dreckmann der Aufgabe der Mitarbeiterführung gegenüber. Er meisterte die neuen Ansprüche der Leitungsfunktion. Sein Background als Sozialarbeiter half ihm dabei und er lernte schnell dazu. Doch nicht selten erfüllen Spa-Manager die Erwartungen des Managements zunächst nicht.
Lisa Boje und Wilfried Dreckmann, Speaker und Moderator des „Wellness Experten Forums“ auf der ITB 2019, Berlin.
Die Führungskräfte sitzen zwischen den Stühlen.
Die Leitungsfunktionen haben zudem das Problem: Sie müssen mit den Mitarbeitern klarkommen und sich dem Chef gegenüber verantworten. Sie haben Gästekontakt und müssen der Vorbildfunktion stets gerecht werden. Sie haben viele unterschiedliche Aufgaben, die sie zeitgleich erfüllen sollen.
Führungskräftetrainings sind ein Muss.
Genau an diesem Punkt setzt Herr Dreckmann mit seinen Beratungen und Frühungskräftetrainings heute an. Er geht auf die Fragen ein: Was tue ich, wenn ich Schwierigkeiten mit meinen Mitarbeitern habe?
Er und sein Team trainieren on Site. Also im Hotel, direkt dort, wo die Arbeit passiert. Im Tagesgeschehen bemerkt er als nicht-betriebsblinder Beobachter schnell, wo der Schuh drückt, gibt unmittelbar Hinweise, wie man etwas machen oder verbessern kann.
„Das Problem ist immer eine Frage der Persönlichkeit und nicht eine Frage des Berufes.“
Schwarmwissen auszutauschen tut allen Seiten gut.
Da hilft es, die Führungskräfte eines Hotels an einen Tisch zu bringen und sich gegenseitig befruchten zu lassen. Sie kennen das Unternehmen und den Geist des Hauses gut. Ein Austausch von Fragestellungen und Ideen bewirken hier oft schon kleinere bis große Wunder.
Das Erkennen des eigenen Verhaltens und Denkens schafft Verständnis.
Herr Dreckmann gibt auf die drückendste Frage der leitenden Angestellten, warum die anderen es nicht genauso gut machen wie sie (die Führungskraft) selbst, explizit Auskunft. Er zeigt auf, warum man tickt wie man tickt. Wie man selbst funktioniert. Wie das Gehirn denkt.
Wenn man sich selbst und sein Verhalten verstanden hat, versteht man auch, dass andere anders sind. Dies hilft, andere zu akzeptieren und anzunehmen. Konflikte werden abgebaut oder stellen sich nicht mehr ein. Jetzt kann eine Führungskraft auch erkennen, wo seine Teammitglieder Potenziale haben, die man nutzen und fördern könnte. Dieses sind die Überschneidungen, wo das Coaching in die Führung mit eingreift.
„,Warum bin ich der einzige, der weiß, wie es richtig läuft?‘ lautet die wichtigste Frage der meisten Führungskräfte.“
Wie coacht man das General Management?
Nicht selten passiert es, dass in den Führungskräftetrainings darum gebeten wird, dem oberen Management ein solches Coaching auch zuteil kommen zu lassen. Denn wenn das General Management nicht mitzieht und keine Erkenntnis erhält, ist eine grundlegende Veränderung im Betrieb schwierig.
Dreckmanns Antwort: Wenn das Management merkt, dass es nach dem Training der Führungskräfte runder im Hotel läuft, dann kommt bald der Ruf dazu, dass das doch auch etwas für die Führungsetage wäre.
Und noch einen Trumpf zieht der Trainer und Coach. Er lädt die Junior-Generation in seine Trainings mit ein. Diese teilen und leben ihre Erfahrungen auch über die Trainingszeit hinaus. Infizieren andere und auch das obere Management. So kann ein Hotel den geeinten Schritt in die Zukunft gehen.
Wilfried Dreckmann, Unternehmensberater spa projects & Führungskräftetrainer Mensch-hoch-3
Sechs Tage Training? Das kostet doch die Welt!
Um ein Teamtraining für Führungskräfte durchzuführen braucht Mensch-hoch-3 zunächst einmal ca. fünf bis sechs Tage. Diese unterteilt in kleinere Einheiten von zwei Tagen in Folge im operativen Bereich.
Setzt man die Kosten für das Führungskräftetraining ins Verhältnis zu dem, was an Verlusten und Extrakosten entsteht, wenn man sein Team nicht trainiert, wird man schnell erkennen: Das kann sich ein Betrieb schlichtweg nicht leisten. Das Personal wird sich abnutzen, demotivieren. Die Fluktuation und die Krankheitstage gehen nach oben. Die Qualität der Arbeit wird leiden. Gäste werden unzufrieden. Buchungen lassen nach. Und noch vieles mehr.
Das Coaching in Hotelbetrieben für deren Mitarbeiter wird weiterhin belächelt.
Gleichwohl gibt Herr Dreckmann eine ernüchternde Prognose für die Hotellerie ab. Das Coaching von Mitarbeitern und der Geschäftsführung wird dort eine Nische bleiben. Weil die Fachkräfte meinen oder nicht den Mut haben zuzugeben, dass Sie ein Coaching bräuchten.
Dabei wird dies in anderen Branchen perfekt vorgelebt. Hier gehört das Training und Coaching zum guten Ton der Mitarbeiterförderung und -schulung.
Das Management will schließlich, dass der Mitarbeiter weiterkommt und besser wird, um den Unternehmenserfolg aufrecht zu erhalten. Aber die Hotellerie sieht das noch nicht so. Da fehlt das Verständnis für die Sinnhaftigkeit vom Coaching.
„Wichtig ist das Gefühl, was in einem Hotel rüberkommt. Wenn ein guter Geist weht, fühle ich mich dort wohl.“
Lifestyle-Coaching wird immer wichtiger werden.
Andersherum wird das Lifestye-Coaching als Dienstleistung für die Gäste vermehrt Einzug in die Wellness-Hotellerie erhalten. Die Menschen, die Gäste, suchen nach Leitplanken für eine gesunde Geschwindigkeit in ihrem Leben. Sie wollen aktiv entspannen und ihre Urlaubstage dazu nutzen, bewusste und nachhaltige Entschleunigung und eigene Zentrierung zu (er-)leben.
Die jüngere Generation der unter 40-jährigen zeigt ein um rund 10% höheres Interesse nach Ruhe und Zu-sich-Finden im Urlaub als die älteren Gäste. Ihr Leben in Vollvernetzung und dem Trend, keine Entscheidungen zu treffen, sondern alle Möglichkeiten, die sich bieten, mitzunehmen, stresst sie mehr und mehr.
Immer häufiger stehen junge Menschen bereits im Studium vor einem Burn-Out. Der Ruf nach Wellness und nachhaltiger Entspannung im Urlaub macht sich immer breiter. Zudem sind sie finanziell in der Lage, Geld für Wellness-, Mental-Spa-Urlaube und Burnout-Prävention zu zahlen.
„Beim Coaching, als Gastgeber und Sozialarbeiter geht es immer um eines: um die Arbeit mit dem Menschen.“
Dankbare Mitarbeiter im Coaching sind ein toller Motivator.
Wilfried Dreckmann und sein Team leben mit ihrem Trainer- und Coachdasein ihren Traum. Das Knüpfen von neuen, tiefgreifenden Kontakten, das Kennenlernen unterschiedlicher Menschen und an ihrer Persönlichkeit zu arbeiten gibt ihnen unglaublich viel Freude.
Schaut man zurück auf Herrn Dreckmanns Lebenslauf wird eines deutlich: Egal ob als Mitarbeiter bei der Obdachlosenhilfe, bei der er sexuellen Missbrauch aufdeckte. Ob als einer der ersten männlichen Kosmetiker, um Menschen schön sein zu lassen und ihnen Selbstbewusstsein zu geben, als Spa-Manager oder heute als Trainer und Coach von Führungskräften in der Hotellerie. Bei seinen Klienten geht es immer um die Persönlichkeit, bei seiner Tätigkeit um die Arbeit mit dem Menschen.
Erfahrung und die persönliche Weiterentwicklung sind das A und O als Coach.
Beim Coaching greift Dreckmann oft auf seine Erfahrungen als Sozialarbeiter zurück. Genauso wie auf seine Erkenntnisse aus den Sorgen seiner zahlenden Klienten als Kosmetiker.
Er selbst ist ein großer Fan von Hamam- und Talasso-Behandlungen. Da schaltet er ab und genießt es, runterzukommen. Bevor er sich seiner nächsten eignen Weiterbildung, der Hypnose, widmet. Denn er hat noch viel vor in den nächsten zehn Jahren. Die eigene Persönlichkeitsentwicklung, neue Coaching-Tools für Mensch-hoch-3 anzuwenden sowie neue Spa-Projekte in seinen Beratungen mit spa project mit voranzutreiben, die Harmonisierung von Hotels und Mitarbeiter zum Ziel.
Wie sieht es in Ihrem Hotel mit dem Führungskräfte-Training aus?
Und? Wäre es nicht an der Zeit, über Coaching nachzudenken?
Sie haben nichts zu verlieren. Sie können nur gewinnen.
Ihre
P.S.: Ich freue mich, dass es die Gleichstellungsdebatte gibt und wir Frauen immer öfter vorne mitgehen. Gleichwohl schreibe ich der Einfachheit halber wie aus Überzeugung, dass es kein „MitarbeiterInnen“ braucht, um weibliche Stärke zu zeigen, meine Artikel und Beiträge im gendernonkonformen Stil. Damit möchte ich niemanden abwerten. Im Gegenteil. Besten Dank für Ihr Verständnis.
Mehr zu Wilfried Dreckmann, seinen Beratungen für die Wellness-Hotellerie und den Führungskräftetrainings finden Sie hier:
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Lisa Boje
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